August 2023: Schwere Superzellenstürme über Bayern
Im August 2023 kam es in Mitteleuropa zu extremen Wetterereignissen. Zwar waren sie insgesamt nicht zahlreich, doch unter ihnen waren einige schwere Stürme. Eine Reihe von Superzellen führte in Deutschland zu Schäden.
In Oberbayern entlang der Alpen, wo die berüchtigten Hagelstreifen bekannt sind, gab es einige durchaus typische Wetterlagen – aber die Intensität des extremen Wetters war überraschend.
Superzellen mit Hagelmassen am 26. August
Eines der bedeutendsten Extremwetterereignisse ereignete sich am Nachmittag des 26. August. Zwei Superzellen brachten Süddeutschland unglaubliche Mengen an Hagel. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes DWD waren 123 Orte betroffen. Die einzelnen Wettersysteme überrollten Bayern in einem Abstand von 100 km. Die beiden Superzellen hinterließen eine Schneise der Verwüstung auf einer Länge von 130 km. Der Hagelstreifen hatte eine Breite von 15 km. In dieser Zone gab es große Zerstörungen in Benediktbeuern mit seinem bekannten Kloster und in Bad Bayersoyen. An einigen Stellen hatte der Hagel einen Durchmesser von mehr als 5 cm, was ihn zu einem Geschoss mit hoher Geschwindigkeit macht. Zwischen den Streifen gab es keine solchen Zerstörungen, aber starke Windböen. Die Karten der European Severe Weather Database vermitteln einen Eindruck von den beiden Schneisen der Verwüstung.
Schweres Gewitter am 13. August mit heftigen Blitzen
Vor diesen Ereignissen gab es am 13. August ebenfalls schwere Gewitter, die von Baden-Württemberg aus über Bayern zogen. Das Video auf dem Youtube-Kanal von stormypictures.de zeigt, wie sich das Gewitter schnell verstärkt. Auch die Anzahl der Blitze war beachtlich. Die immense Blitzrate erhellte den Himmel und dauerte ungewöhnlich lange.
Es handelt sich dabei nicht um grundlegend neue Wettermuster, sondern um das, was Klimaforscher schon lange vorhergesagt haben. Eine heißere und feuchtere Atmosphäre enthält mehr Energie. Diese Energie ist eine Voraussetzung für stärkere Stürme wie diese Superzellen. Und es ist nicht nur die wärmere Atmosphäre: Anfang des Jahres hatten Forscher bereits ungewöhnlich warme Oberflächentemperaturen in den Ozeanen festgestellt, zum Beispiel im Atlantik bei Florida.
Hier ist die Entwicklung des Gewitters in den frühen Abendstunden des 13. August in Oberbayern, nahe dem Ammersee:
Die Abendsonne beleuchtet hoch aufragende Gewitterwolken.
In der chaotischen Atmosphäre herrscht eine ungeheure Dynamik.
Innerhalb von Minuten verändert sich der Himmel und dunkle Wolken ziehen schnell heran. In der oberen Hälfte erscheint ein rotierendes Muster.
Die Lichtblitze kommen sehr schnell näher und es zeigt sich ein riesiger Vorhang mit Fallstreifen.
Das Unwetter bringt gewaltigen Regen und stellenweise Hagel mit sich. Später gibt es heftige Blitze
Die Superzellenstürme des 26. August vom Schiff aus gesehen
Nach dem 13. August gab es weitere dramatische Wetterereignisse. Am 17. August setzte ein riesiges Gewitter nach einer Sturzflut Teile von Nürnberg in Unterfranken unter Wasser. Die Unwetterserie erreichte am 26. August mit den beiden Superzellen in Südbayern und dazwischen liegenden gefährlichen Unwettern ihren Höhepunkt. Die Bilder unten wurden von einem Schiff auf dem Ammersee aus aufgenommen. Hier war es sehr heiß und der Himmel war bis zur Mitte des Nachmittags klar. Dann zogen sehr schnell dunkle Wolken auf. Die orangefarbenen Blinklichter der Sturmwarnleuchten wurden aktiviert. Es war wichtig, dass die Segler rechtzeitig in den Hafen zurückkehrten, denn die Gewitterlinie kam schnell mit starkem Wind und späterem Regen näher.
Ein ungewöhnlicher Anblick
Wetter ist immer einzigartig. Im Vergleich zu den vorangegangenen Gewittern sah der Himmel hier zunächst eher nach typischen Regenwolken aus. In Wahrheit rückte hier aber bereits ein schweres Wetterereignis heran. Der Wind nahm sehr schnell zu und der normalerweise friedliche See verwandelte sich in ein tobendes Gewässer mit beachtlichen Wellen. Starke Regenfälle ließen das Ufer in einer Art Nebel verschwinden, Minuten nachdem die Windböen aufgetreten waren. Später am Abend beruhigte sich das Wetter. Dennoch waren die Schäden in vielen Regionen dramatisch.
Dunkle Wolken ziehen von Südwesten heran.
Die Wolken werden sehr schnell dunkler.
Noch immer zeigt sich ein wenig Sonne in den Alpen, bevor die Superzelle eintrifft.
Obwohl es erst Nachmittag ist, wird es reichlich dunkel.
Sturmböen an der Westseite des Ammersees im Voralpenland. Ein Motorboot schafft es gerade noch in den Hafen.
Nach dem Sturm
Die Superzellen-Ereignisse waren die Vorboten für weitere extreme Wetterlagen in den Alpen. In den Tagen danach gab es heftige Regenfälle, und ein Hochwasser verursachte weitere Schäden in Österreich. Am 28. August war das berühmte Ötztal von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem eine Schlammlawine die einzige Straße ins Tal zerstört hatte. Viele Touristen konnten nur über das Timmelsjoch abreisen. Helikopter brachten Lebensmittel und andere Dinge zu den Eingeschlossenen.
Nur wenige Tage später sorgte ein Hochdrucksystem im September für ruhiges und ungewöhnlich warmes Wetter.
Die Superzellenstürme und die anschließenden verheerenden Überschwemmungen haben uns in erschreckender Weise vor Augen geführt, was es heißt, in einem durch die Erderwärmung ausgelösten neuen Klima zu leben. Es bedeutet, mit einer anderen Welt zurechtzukommen, die weniger komfortabel, unberechenbarer und gewaltsamer ist.
Der August 2023 war auch einer der heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
© Deutsche Übersetzung: Susanne Niemuth-Engelmann / Redaktionsbüro Niemuth, https://redaktionsbuero-niemuth.de/ / 26.01.25