Seltener G5-Geosturm und Nordlichter am 10. Mai 2024 

Peter Engelmann, 18 Mai, 2024

Am Freitagabend, dem 10. Mai 2024, ging für viele Menschen ein Traum in Erfüllung. Aurora Borealis, das geheimnisvolle Nordlicht, war zu sehen. Ein außergewöhnliches Sonnenereignis machte es möglich. 

Das Nordlicht erschien nicht nur in den nördlichen Breitengraden, sondern an vielen Orten weltweit, von San Francisco über die Dolomiten in Italien bis nach Lviv.

Stärkster Sonnensturm seit Jahrzehnten

Der Grund dafür war der intensivste Sonnensturm seit Langem. Eine Flut von CMES (Coronal Mass Ejections) und Sonneneruptionen schoss Wolken geladener Teilchen und Magnetfelder auf die Erde. Dies führte zum stärksten Sonnensturm der letzten zwei Jahrzehnte und erzeugte laut NASA wahrscheinlich eines der stärksten Polarlichter der letzten 500 Jahre. https://science.nasa.gov/science-research/heliophysics/how-nasa-tracked-the-most-intense-solar-storm-in-decades/

Laut NASA war dieser Sturm so stark, dass er nur von den berühmten Ereignissen von 1958 und 2003 übertroffen wurde. Das Space Weather Prediction Center der National Oceanic and Atmospheric Administration warnte vor dem bevorstehenden Sturm, weil Sonnenstürme Satelliten und Stromnetze ernsthaft beeinträchtigen und die Gesundheit von Astronauten gefährden können. Anders als beim Carrington-Ereignis (https://en.wikipedia.org/wiki/Carrington_Event) wurden jedoch keine ernsthaften Ausfälle oder Schäden gemeldet. 

Deshalb wurde dieser spektakuläre Geosturm zu einem Ereignis für begeisterte Naturliebhaber, Wissenschaftler, Fotografen und Filmemacher. Da Mobiltelefone lichtempfindlicher sind, zeigen sie die Polarlichter besser als das bloße Auge. Darüber hinaus demonstrierten uns die mit Mobiltelefonen aufgenommenen und in den sozialen Medien geposteten Bilder die große Vielfalt des sich ständig verändernden, surrealen Nordlichts.

Das außergewöhnliche Ereignis ist auch von wissenschaftlichem Wert. Es lieferte den Forschenden äußerst wertvolles Material, das sie nun jahrelang untersuchen werden. Die NASA sammelt die von Enthusiasten rund um den Globus aufgenommenen Bilder für die Forschung (https://aurorasaurus.org/).

Der Sturm erreichte die höchste Stufe G5 und ereignete sich inmitten der größten Aktivität während des 11-Jahres-Zyklus der Sonne. Auch Astronom:innen beobachten schon seit Monaten riesige Sonnenflecken.


Wie kann man erfahren, ob Aurora Borealis auftritt?

Das außergewöhnliche G5-Ereignis hat das Interesse vieler Menschen geweckt. Wer die Nordlichter verpasst hat, würde sie gerne bei der nächsten Gelegenheit sehen. Eine Möglichkeit, sich auf dem Laufenden zu halten, ist die Weltraumwettervorhersage und ihre 30-Minuten-Vorhersage für Polarlichter (https://www.swpc.noaa.gov/products/aurora-30-minute-forecast). Um die Seite richtig zu verstehen, muss man vielleicht etwas recherchieren, aber es gibt zahlreiche YT-Videos über Polarlichter. Ihr dürft diese Vorhersagen allerdings nicht mit der Wettervorhersage vergleichen. Im Unterschied zur Meteorologie ist die Weltraumwettervorhersage relativ neu und es gibt nur wenige Messinstrumente. Die Wissenschaftler:innen sind noch dabei zu lernen. Ihr solltet also am besten ein wenig Geduld mitbringen. Ich empfehle auch, regelmäßig Astronomieforen in sozialen Medien zu lesen. 

Und woher wisst ihr nun, dass bei euch ein Polarlicht auftritt? Lohnt es sich, mitten in der Nacht loszufahren oder sich zu Fuß auf den Weg zu machen? Ich kann nur berichten, was ich gemacht habe: Als ich von der Möglichkeit erfuhr, habe ich alle 10 Minuten eine Foto-Webcam-Seite auf meinem Computer überprüft. Ich habe das Polarlicht zuerst auf der Zugspitz-Webcam in Bayern entdeckt. Es lohnt sich, auf Webcams zu achten, die nach Norden ausgerichtet sind. Denn in der nördlichen Hemisphäre sieht man Polarlichter normalerweise am Nordhimmel (und umgekehrt in der südlichen Hemisphäre am Südhimmel).


Was sind die Voraussetzungen für die Beobachtung von Nordlichtern?


Natürlich muss es dunkel sein. Nicht komplett, aber man braucht einen dunklen Himmel. Der 10. Mai war ideal, weil der Mond zwar da war, aber es war kein Halb- oder Vollmond. Auußerdem braucht man einen meist klaren Himmel. Es gibt auch gute Möglichkeiten, sehr kreative und beeindruckende Bilder mit ein paar Wolken oder einem Gewitter zu machen. Ihr müsst jedoch wissen, dass Nordlichter nicht durch Wolken hindurch leuchten. Aufnahmen mit Nebel oder Staub funktionieren also nicht, ebensowenig wie ein verschleierter Himmel mit einer Strato-Nimbus-Wolkenlandschaft. course, it has to be dark.


Wo kann man die Nordlichter beobachten?

Viele Menschen machen teure Reisen nach Norwegen, um den Nordhimmel zu sehen. Wir interessieren uns hier aber für die Frage, was ihr machen könnt, um den Nordhimmel – im Idealfall – in eurem Ort zu beobachten? 

Zuallererst: Sucht euch einen dunklen Ort. Handybilder lassen die Nordlichter heller erscheinen als sie sind. Fast alle verwenden lange Belichtungszeiten. Unabhängig davon ist es natürlich auch schon ein großartiges Erlebnis, sie überhaupt mit bloßem Auge zu sehen. Es ist durchaus möglich, Nordlichter in Großstädten zu sehen; ich habe das erste Mal im Jahr 2000 ein rotes Nordlicht mitten in Berlin gesehen. Aber je dunkler der Himmel ist, desto besser. Ein Feld, ein Berg oder ein Küstenabschnitt sind großartig (man muss nicht unbedingt auf eine größere Höhe gehen, aber natürlich sind die Bedingungen dort oft besser, weil die Luft sauberer und weniger staubig ist). Wenn ihr in die Natur geht, ist eine Taschenlampe wichtig. Astronom:innen verwenden oft einen Rotfilter vor der Lampe, da sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen müssen, um besser zu sehen, und rotes Licht weniger störend ist. Nehmt euch Zeit, um euch an die Situation anzupassen. 

Ein weiterer Punkt, der wirklich wichtig ist, ist ein freier Horizont, insbesondere ein freier Nordhorizont. Wenn ihr einen See in der Nähe habt – perfekt! Geht an das südliche Ende des Sees und schaut nach Norden.


Wie fotografiert man Nordlichter?

Es gibt unzählige Anleitungen, und wenn man mit der Qualität von Handyfotos zufrieden ist, ist es ganz einfach. Natürlich ist ein Stativ oder ein stabiler Stand eine wichtige Voraussetzung.

Ich habe keine Allround-Anleitung oder spezielle Richtlinien. Meiner Auffassung nach ist die wichtigste Frage, was ihr mit euren Bildern erreichen wollt. Möchtet ihr realistische Bilder oder einen eher künstlerischen, faszinierenden, vielleicht sogar psychedelischen Eindruck? Wollt ihr nur die Nordlichter im Bild haben oder einen interessanten Vordergrund, eine besondere Komposition? Die Möglichkeiten sind endlos.  

Wenn ihr eine bessere Qualität anstrebt, ist eine größere Kamera von Vorteil. Im Idealfall setzt ihr ein lichtstarkes Objektiv ein. Ich habe Blende 2,8 bis 4 verwendet. Natürlich sollte man den ISO-Wert erhöhen, aber es ist nicht nötig, ihn voll auszuschöpfen. Die Nordlichter sind oft stark genug und man kann unnötiges Rauschen vermeiden. Ich habe gehört, dass Belichtungszeiten von 20-20“ Sekunden empfohlen werden. Ich habe zwar kürzer belichtet (um den Preis, dass mein Bild etwas verrauscht war), aber es kommt immer auf die Situation an. Denkt daran, dass bei Belichtungszeiten von mehr als 30 Sekunden die Sterne oder der Mond aufgrund der Erdrotation Streifen bekommen. Ich habe kürzer belichtet.

Wichtig ist, dass man auf den Fokus achtet: Bei manchen Kameras funktioniert der Autofokus bei Dunkelheit nicht richtig! Ich habe die Brennweite auf nahezu unendlich eingestellt, nachdem ich einige unscharfe Bilder gemacht hatte.

Wirklich wichtig ist es, wenn möglich in RAW zu fotografieren.

Es gibt eine interessante Sache bei Nordlichtern: der Weißabgleich. Manche Leute sagen, dass der Weißabgleich bei 4000 K liegen sollte, aber ich habe festgestellt, dass die Aurora Borealis eine einzigartige Lichtquelle ist. Wenn ihr im RAW-Format fotografiert, könnt ihr in der Nachbearbeitung mit Weißabgleich, Farbton und Sättigung spielen und so die besten Ergebnisse erzielen. Ich möchte euch dazu ermutigen, dies zu tun und das volle Potenzial der Bilder auszuschöpfen.

Ein letzter Tipp: Da die Aurora Borealis oft schnell erscheint und sich ständig verändert, ist es gut, die richtigen Einstellungen vorzubereiten und so viele Bilder wie möglich zu machen. Hier gibt es eine große Vielfalt. 

Die Diashow zeigt verschiedene Facetten des Gewitters vom 10. Mai:

© Deutsche Übersetzung: Susanne Niemuth-Engelmann / Redaktionsbüro Niemuth, https://redaktionsbuero-niemuth.de/ / 28.01.25

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https://youtu.be/RcXOJHe05ok?si=nAVtgmVDDM9vRLFU

Epic G 5 Geostorm And Northern Lights, May 10, 2024

Peter Engelmann, May 18, 2024

On the evening of Friday, May 10,  2024, a dream for many people came true. Seeing the aurora borealis, the mysterious Northern Lights. An extraordinary solar event made it possible. Northern Lights appeared not only in  Northern Latitudes but in many places from San Francisco to Italy to Lviv.

The reason was the most intense solar storm in decades. A barrage of CMES (Coronal Mass Ejections) and Solar Flares launched clouds of charged particles and magnetic fields toward Earth. This led to the strongest solar storm within the last two decades and probably created one of the strongest displays of aurora borealis in the past 500 years according to NASA. https://science.nasa.gov/science-research/heliophysics/how-nasa-tracked-the-most-intense-solar-storm-in-decades/

NASA said this storm was so strong it was only paralleled by famous events in 1958 and 2003. The National Oceanic and Atmospheric Administration’s Space Weather Prediction Center warned about the upcoming storm because solar storms can seriously affect satellites, and power grids and endanger the health of astronauts. However, unlike the Carrington Event (https://en.wikipedia.org/wiki/Carrington_Event), no serious outages or damages were reported.

Therefore this epic geo-storm became an event for enthusiastic nature lovers, scientists, photographers, and filmmakers. Since mobile phones are more light-sensitive they show the aurora borealis better than the naked eye. Furthermore, pictures with mobile phones and posted on social media showed us the broad variety of the ever-changing otherworldly Northern Lights. 

There also is scientific value to this. The extraordinary event produced for scientists highly valuable material they will now study for years. NASA is collecting the pictures taken by enthusiasts around the globe for research (https://aurorasaurus.org/).

The storm reached the highest level G5 and happened in the midst of the most activity during the 11-year cycle of the sun. Astronomers have also been following huge sunspots for months now.

How to know if Aurora Borealis is happening?

The extraordinary G5 event triggered the interest of many.  People who missed the Northern Lights would love to see them. One way to keep informed is to check the Space Weather Forecast and its Aurora 30-minute forecast ( https://www.swpc.noaa.gov/products/aurora-30-minute-forecast) It might be necessary to do some research to properly understand the page, but there are numerous YT videos about aurora borealis out there. Please don’t compare it too much with the weather forecast. Compared to meteorology space weather forecast is relatively new and there are limited measurement instruments out there. Scientists are still learning. Thus the first thing we need to learn is a lot of patience. I also recommend reading astronomer forums on social media regularly  But how do you know an aurora borealis is happening at your place? Is it worth driving or walking in the middle of the night? I can only tell what I did: When I learned about the possibility I checked a photo-webcam side every 10 minutes on my computer. I detected the aurora borealis first on the Zugspitze-Webcam in Bavaria. You might want to watch out for webcams looking towards the North. Because in the Northern Hemisphere, you usually see them in the Northern sky and vice versa in the Southern Hemisphere.

What are the conditions for watching the Northern Lights?

Of course, it has to be dark. Not completely but you need a dark sky. May 10 was great because the moon was there but no half- or full-moon. And you need a mostly clear sky. There are also good opportunities for even very creative and impressive pictures with some clouds or a thunderstorm. But the Northern Lights don’t shine through clouds. Fog or dust doesn’t work. A veiled sky with a strato nimbus cloudscape doesn’t work.

Where to watch the Northern Lights?

People make expensive trips to Norway to watch the Northern Skies. This is not the issue here. What can you do to see the Northern Skies if they appear in your place? First of all: find a dark place. These mobile phone pictures let the Northern Lights appear brighter as they are. Nearly everyone uses long exposure times. But it is a great experience to see them with the naked eye in the first place. It is possible to see the Northern Lights in big cities, I saw the first time a red Northern Light in the middle of Berlin in 2000. But as darker as better. A field, a mountain, or a coastline is great (it is not necessary to get to a higher elevation, but of course, conditions are often better because the air is cleaner with less dust).  If you go out to the countryside a flashlight is important. Astronomers often use a red filter in front of the light, because the eyes need to adapt to darkness to see better and red light is less disturbing. Take your time to adapt to the situation. The other thing really important is a free horizon, particularly a free Northern horizon. If you have a lake nearby – perfect! Go to the south end of the lake and look to the north.

How to photograph the Northern Lights?

There are countless tutorials out there and if you are fine with the quality of mobile phone pictures it’s quite easy. Of course, a tripod or a stable position is an important prerequisite.

I don’t have a manual or guidelines, but the most important question is knowing what you want. Do you want realistic pictures or a more artistic,  impressive, maybe even psychedelic impression? Do you want just to have the Northern Lights in the frame or an interesting foreground, a special composition? The possibilities are endless. 

If you head for better quality a bigger camera is good to have. In an ideal case use a fast lens. I used aperture 2,8 to 4. Of course ramp ISO up but it’s not necessary to max it out. The Northern Lights are often strong enough and you can avoid unnecessary noise. I heard exposure times of 20-20” seconds are recommended. I did shorter (at the cost of having some noise in my image) but it depends. Remember that if you do exposure times longer than 30 seconds the stars or the moon become stripes due to Earth’s rotation. I did shorter.

What’s important is to be aware of Focus: Auto Focus in some cameras doesn’t work properly in darkness! I set the focal length close to infinite, after some unsharp pictures.

One really important setting is to shoot in RAW if possible:

There is an interesting thing about Northern Lights: White Balance. Some people say around 4000 K but I found that the Aurora Borealis is a unique light source. If you shoot in RAW you can play with White Balance, Hue, and Saturation in post-production and get the best results. I encourage you to do this and unlock the full potential of pictures.

One last tip: As the Aurora Borealis often appears fast and is constantly changing preparation of the right settings is good and do as many pictures as you can. There is a lot of variety here. The slide show shows different facets of the May 10 storm:

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https://youtu.be/RcXOJHe05ok?si=nAVtgmVDDM9vRLFU