Extremwetter mit starken Gewittern in Süddeutschland im Juni 2021

Peter Engelmann,  3 Juli, 2021

2021: Mit einem kalten Frühling blieben die Temperaturen im Mai unter dem Durchschnitt. Zum Glück gab es in vielen Teilen von Deutschland endlich viel Regen nach einer seit 2018 anhaltenden Dürre. Diese hatte in einigen Regionen zu Waldschäden und führte bereits zu Sorgen über die Zukunft des Wasserhaushaltes und der Trinkwasserversorgung. Im Juni folgte eine Hitzewelle. Im Unterschied zu früheren Jahren kam es aber nicht zum Aufbau langanhaltender stationärer Hochdrucksysteme über Europa. Die Wettersituation war nicht über lange Zeit stabil. Die Hitzewelle wurde durch extreme Wetterereignisse beendet. Wieder einmal gab es Situationen, zum Beispiel in Südwestdeutschland (Reutlingen) oder einer Überflutung in Landshut, wie es sie so in der Erinnerung der Menschen noch nie gegeben hat. Darauf folgten viele Diskussionen, ob dies eine Folge des Klimawandels sei oder einfach einzigartige Wetteranomalien.

Nach der Hitze änderte sich in Bayern das Wetter am 20. Juni 2021. Die Tage davor war es überwiegend trocken gewesen mit Ausnahme erster Gewitter im Südwesten Deutschlands und ind den Alpen. Am 20. Juni begann es am Standort am westlichen Ammersee zu grummeln und ein Gewitter mit nur sehr wenigen Blitzen war dort zu sehen. Wie immer gab und gibt es große regionale Unterschiede auf kleinem Raum: Bald gab es starke Gewitterstürme, aber manchmal passierte ein paar Kilometer weiter gar nichts. Das ist nicht ungewöhnlich und bis heute eine Herausforderung für die Wettervorhersage.

Gewitter in den frühen Abendstunden des 20. Junis bei St. Georgen, Diessen, Ammmersee:

Kurzlebige Gewitterzelle am 20. Juni 2021

Die nächsten Tage gab es eine andere Wettersituation: In den späten Nachmittagsstunden oder am Abend kam es zu sehr starken Gewittern. In Süddeutschland wurden auch rotierende Superzellen beobachtet. Noch viel extremere Gewitter gab es in Frankreich, wo eine Luftmassengrenze tagelang für regelrecht katastrophale Zustände sorgte. Die großen Gewittercluster formten sich in Frankreich immer wieder und zogen nach Belgien und Nordwestdeutschland.

Starkes Gewitter am 24. Juni, ca. 18.45 bei Diessen (Ammersee, Oberbayern)

Sich näherndes Gewitter am 24 Juni 2021

Das extreme Wetter mit schweren Gewittern, Sturzfluten, extremen Hagel dauerte in Deutschland mehrere Tage an. Der Grund: Die Luftmassengrenze in Europa verlagerte sich nur sehr langsam. Sie funktionierte wie eine Maschine und erzeugte immer wieder neue Gewitter. Ein Zeitraffervideo vom 21. Juni 2021 gibt eine Idee davon, wie schnell sich oft die Gewitter entwickelten:

Es war interessant zu beobachten, dass ganz unterschiedliche “Typen” von Gewittern auftraten. Am Beobachtungstandort im Südwesten der Ammerseeregion gab es sehr kurzlebige Gewitter, ein Gewitter, das unglaublich schnell aufzog und dann wieder ein Gewitter, das sich nur sehr langsam bewegte. Bei so einem Gewitter konnte man sehr gut Bilder machen. In der Nacht gab es auch etwas, was von manchen als “Stroboskopgewitter” bezeichnet wird. Gewitter, bei denen man gar nicht so viel lauten Donner hört, aber wo es eine unglaublich hohe Rate an Blitzen gibt. Bei den Gewittern gab es auch welche mit sehr starkem Wind aber auch welche, wo kaum ein Wind wehte.

Das Gewitter am 24 Juni erzeugte einige großartige Blitze:

Gewitter am 24. June 2021

Der Gewittersturm unten zog am 28 Juni 2021 auf und war von intensivem Blitzgeschehen begleitet, jedoch völlig anders als das oben erwähnte “Stroboskopgewitter” in der Nacht davor. Die Blitze waren hier viel besser sichtbar. Nach einem der Gewitter gab es auch einen dicken Nebel nach Sonnenuntergang. Später gab es aber am gleichen Abend noch ein Gewitter mit vielen Blitzen. Die stärksten Gewitter kamen dabei meisten aus der Richtung der Alpen.

Gewitter am späteren Abend, 28. Juni 2021, ca. 22.00 Uhr:

Blitze am 28. Juni 2021

Sturzfluten und Superzellen

Schließlich kam es zu einem Austausch der Luftmassen. Die warme, feuchte Luft wurde durch kältere Luft ersetzt. Der 29 Juni war der vorläufige Höhepunkt dieser Gewitterserie in in Deutschland: In Bayern intensivierte sich ein Superzellengewitter, das aus Baden-Württemberg kam und brachte in Landshut in Niederbayern unglaubliche Regenmengen, die die Stadt regelrecht unter Wasser setzten. Die Tage davor kam es zu einem Tornado in der in Tschechien( Czech republic). Das Video unten zeigt die Situation nach dem großen Gewitter am 29. Juni, bei dem es in Oberbayern auch starken Wind gab.

Hier ist ein Punkt, der auch für Photographen und Filter interessant sein kann: Die meisten Leute sind daran interessiert, ein Gewitter aufzunehmen, wenn es heranzieht. Aber es gibt auch noch viele interessante Stimmungen und Momente, wenn das Gewitter durchgezogen ist. Das Video unten zeigt die Atmosphäre nach dem Gewitter am 29. Juni.

Extreme Weather In Southern Germany June 2021

Peter Engelmann, July 3, 2021

2021: A cold spring with temperatures in May below average. Luckily there was lot of rain in parts of Germany after a drought since 2018 in some areas which damaged trees and raised serious concerns for example about the future of the water balance and water supply. In June a heat wave followed. However unlike in previous years there were no long lasting high pressure systems. The weather situation wasn’t so far stable for a long time. The heat wave ended with some extreme weather events. And again, we had situations for example in South-West-Germany or in Landshut, lower Bavaria, which were unprecedented. There are a lot of discussions now going on if this is climate-change related or if it is another rare weather pattern.

Things began to change in Bavaria June 20, 2021. The days before had been mostly dry except first thunderstorms in the Southwest and in the Alps. On June 20 there were some rumble and not so intense lightning in the region west of lake Ammersee. As usual there are huge local differences: There were soon stronger thunderstorm whereas a few kilometres apart from that place nothing or little happened. That’s very usual and always challenges weather forecasters.

Thunderstorm in the early evening hours of June 20:

Short lived thunderstorm cell June 20, 2021

The next days there was a much different weather situation: In the late afternoon or evening real strong thunderstorms occurred. Rotating supercell storms were also reported in the Southern Germany. Even more extreme weather happened in France where an air mass boundary created havoc. In France huge clusters of thunderstorms formed repeatedly and moved to Belgium and North-West Germany.

Strong thunderstorm on June 24, 6.45 p.m. near Diessen (Lake Ammersee, Upper Bavaria)

Thunderstorm approaching June 24, 2021

The extreme weather with strong thunderstorms, flash-floods, even extreme hail with enormous hailstones and masses of hail lasted for a couple of days. The reason: The air mass boundary moved only slowly in Europe. It worked like a machine charging up the atmosphere and creating new thunderstorms. A time-lapse video from June 21, 2021 late afternoon gives you some idea how quickly the storms formed:

It was interesting that there were very different types of thunderstorms. The location southwest of the Ammersee experience short-lived thunderstorms, a thunderstorm which arrived very quickly as the next day there was slow movement and plenty of time to take pictures. In the night there was also one of the “stroboscope”-like thunderstorms, where you hear not much loud thunder but you see an incredible light show with high rates of flashes. There were both thunderstorms without wind and thunderstorms with very strong wind.

The thunderstorm on June 24 created some great lightning:

Lightning June 24, 2021

The storm below occurred June 28, 2021 and brought intense lightning. However it was completely different as the “strobe-storm” the night before before. The lightning was also better visible. After one of the storms there was also a thick mist around sunset. Later the mist vanished and another thunderstorm with strong lightning occurred. The stronger storms came mostly from the Alps.

Thunderstorm in the evening of June 28, 10.00 p.m:

Lightning June 28. 2021

Flash Floods and Super Cell Storms

Finally there was an exchange of air mass. The hot humid air was replaced by colder air. June 29 was the climax of the series of thunderstorms in Germany: In Bavaria, a super-cell coming from Baden-Württemberg, intensified and brought an incredibly flash flood in Landshut Lower Bavaria. The days before a deadly tornado happened in the Czech republic. The video shows the aftermath of the big storm on June 29 which was accompanied by very strong winds.

Here is also an interesting thing for photographers and videographers: Usually most people are interested to catch a storm coming to them or before it happens. But there is a lot of possibilities to get interesting moods and pictures when the storm passed. The video belows shows what was going on in the atmosphere after this huge thunderstorm on June 29.

Ein Wasserfall im Himmel: Gewitter im Mai und Fallstreifen

Mai ist oft die Zeit kurzlebiger Gewitter und kühlerer Regentage in Mitteleuropa. Seit einigen Jahren jedoch treten auch vermehrt Extremwettersituationen mit Sturzfluten und sogar Tornados auf. 2018 war besonders ungewöhnlich, da es bereits im April neue Temperaturrekorde gegeben hat. Es war in vielen Regionen zu trocken und ist es immer noch. Eine großes Problem ist der Umstand, dass langanhaltender Regen immer mehr fehlt. Dieser Landregen gerade im Mai ist normalerweise typisch für unser Wetter. Auch wenn er für Touristen wenig erfreulich ist, so ist er doch für die Natur und die Landwirtschaft lebenswichtig. Das hat sich geändert. Wie es die Klimaforscher vorhergesagt haben, kommt es stattdessen wenn zu Schauern und Gewittern mit kurzzeitigen Sturzfluten.

Ich erinnere mich noch, dass der Mai kein sonderlich warmer Monat war, als ich noch jünger war. In manchen Jahren lag sogar in den Alpen noch viel Schnee. In der Mitte des Monats war es oft kalt. Doch dieses Jahr war der ganze Mai eher wie Mittsommer statt wie ein Frühlingsmonat.

In Süddeutschland endete die trockene Periode im Mai, als vermehrt Schauer und Gewitter auftraten.

Das erste Gewitter in meiner Umgebung, dem Ammersee in Oberbayern entwickelte sich am 12. Mai.

Dieses Gewitter war sehr beeindruckend, denn die tiefstehende Sonne beleuchtete die Wolken und den Regen von unten.  Der Mai ist genau für solche Aufnahmen von Gewittern, da das Licht günstiger als im Hochsommer ist. Ebenso ist die Luft oft klarer als im Juli. Zudem ist das durch die Lichtbedingungen eine gute Zeit, Niederschlagsstreifen unter den Schauerwolken zu fotografieren.  Diese Fallstreifen lassen manchmal sehr interessante Muster entstehen.

An den folgenden Tagen kam es zu weiteren Gewittern. Die Wetterdienste hatten eine harte Zeit im Mai. Einige Male wurde warmes, stabiles Wetter vorher gesagt. Doch immer wieder kam es anders. An Pfingsten, dem 20. und 21. Mai,  sollte es warm und trocken werden, aber es folgten weitere Schauer und Gewitter. Insbesondere der 20. Mai sollte eigentlich warm und trocken sein. Stattdessen war es ein dunkler Tag, wo es durch einen heftigen Gewittersturm sogar zu einer Sturzflut in einem kleinen Ort zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen kam. Bereits am 18. Mai musste ein Open-Air Event in Fürstenfeldbruck in der Nähe von München wegen eines Unwetter abgesagt werden.

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Hier sieht man nun, was am 20. Mai, einem Sonntag, geschah: Am Nachmittag war der Himmel voller dunkler Wolken und es regnete.  Im Bild sieht man den Hohen Peissenberg im Hintergrund, an dem Nebelfetzen hochzogen. Im Süden war ein Gewitter zu sehen, das zu der besagten Überflutung führte. Erst am Abend beruhigte sich das Wetter.

Der 21. Mai begann mit Nebel. Eine tief hängende Schicht hing zwischen den Bergen und dem davor liegenden Land. Durch die starke Sonne lichtete sich der Nebel rasch und der Himmel wurde klar:
Die Luft war immer noch feucht und die Sonne heiß – perfekte Bedingungen für die Entwicklung weiterer Gewitter. Am Nachmittag bewegte sich eine starke Gewitterzelle Richtung Ammersee. Dieses Gewitter erwies sich wegen der Fallstreifen und einem Regenbogen als sehr interessantes Motiv.

Es fiel auf, dass dieses Jahr die Gewitter oft in ungewöhnliche Richtungen zogen. Manchmal kamen sie aus Südosten und bewegten sich nach Südwesten oder sie zogen von Norden nach Süden. Meistens ziehen die Wettersysteme in Europa eigentlich von West nach Ost. Eine ungewöhnliche Konstellation von Drucksystemen war die Grund für diese Entwicklungen und auch für die lange Trockenheit. Zu diesem Zeitpunkt ahnte allerdings noch niemand, welche Dimensionen diese Anomalie 2018 annehmen würde.

Das Gewitter am 21. Mai kam für einige Zeit näher, stoppte dann aber scheinbar. Ein Grund dafür ist, dass der See das lokale Wetter beeinflusst.

In so einem Fall ist es immer gut, schon im Voraus ein paar gute Aussichtspunkte zu kennen. Das machte es leichter, die Wetterentwicklungen zu verfolgen.

Eine höhere Position in der Landschaft war besonders hilfreich, den Regenbogen zu entdecken, der sich während des Gewitters entwickelte.

Anfangs war dieser Regenbogen kaum zu sehen, wurde dann aber stärker.

Das Besondere an diesem Tag war aber die Entwicklung im oberen Teil der Gewitterwolke.

Es waren nicht nur die üblichen Fallstreifen unter der Wolke zu sehen, sondern es war ganz klar zu erkennen, dass der Regen auch aus den oberen Etagen in der Wolke fiel.

Es war tatsächlich ein Wasserfall im Himmel.

Das unbeständige Wetter dauerte an. Das Titelbild dieses Beitrages wurde ein paar Tage später, am 24. Mai, aufgenommen

In der Mitte Deutschland folgten im Mai weitere dramatische Ereignisse mit enormen Hagelmengen und Überflutungen an einigen Orten.

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A Waterfall In The Sky: Thunderstorms In May And Fallstripes

May is often a time in the year of short-lived thunderstorms and some cooler rainy days in Middle Europe. However, since some years there is also more severe weather with flash floods and even tornados in May. 2018 had been particularly unusual with new temperature records in April. It was too dry in many areas and it still is. A big problem is that it seems that steady rain is missing more and more. Long lasting rain was a common weather pattern every year which wasn’t very amusing for tourists but important for nature and farming. That changed. As predicted by climate change researchers we have more showers and thunderstorm with extreme flooding now.

When I was younger I remember May not as a very warm month. In some years there was still a lot of snow in the mountains. Often it was very cold in the middle of the month. But this year it was more like midsummer rather than spring.

In Southern Germany, the dry period ended to a certain extent and more and more showers and thunderstorms happened.

The first thunderstorm in my area close to lake Ammersee in Upper Bavaria developed on early evening May 12.

It was very impressing because of the late sun which illuminated the clouds and rain at a low angle. May is a good time for taking pictures of thunderstorms because often the light is better as in July and the air is often more clear. Furthermore, it is a good time to photograph fall stripes of rain which look like curtains and can create very interesting patterns.

The following days more thunderstorms occurred. Weather forecasters had a tough time during May. A couple of time stable, warm weather was predicted. But weather doesn’t behave like it was supposed to be. On Pentecost, May20+21, it should have been warm and dry but there were thunderstorms and showers. May 20 indeed was a surprise, because that “summer day” was more or less a dark day with a heavy thunderstorm and flooding in a village between Murnau and Garmisch Partenkirchen. Already on May 18 an open-air event had to be cancelled due to a thunderstorm in Fürstenfeldbruck, a city not far from Munich.




This is what Sunday, May 20, happened: In the afternoon the sky was loaded with dark clouds and rain. There were also shrouds of mist surrounding the Hohen Peissenberg, which can be seen in the background. Some lightning could be seen in the South. In the evening the weather calmed down.

Morning, May 21, began with a misty sky. There was a low hanging layer of mist between the mountains an the lower areas. The mist soon disappeared and the sky became clear:
The air was still humid and the sun was hot. Perfect conditions for the development of further thunderstorms. In the late afternoon, a thunderstorm cell moved towards lake Ammersee. It was very interesting to follow this thunderstorm since there were fascinating patterns of fall stripes. Furthermore, there was also a rainbow.

It was remarkable that this year in May the thunderstorms were often moving in unusual directions. Sometimes there were moving from South-East to South-West or from North to South. Mostly weather systems are moving from West to East. An unusual constellation of pressure systems in Europe was one reason for the long dry period and the further development.

The thunderstorm on May 21 was coming closer for some time but then stopped. Perhaps the huge lake had an influence. It happens often that lakes are influencing local weather.

In this case, it was again good to know some viewpoints in the area before. It made it easier to follow the weather pattern.

The higher position was particularly helpful to see the rainbow which developed during the thunderstorm.

The rainbow was barely visible for some time but then intensified.

However the most special thing was the development in the upper part of the thunderstorm-cloud.

There were not only fall stripes below the cloud but in this case, it was clearly visible that rain came from the upper levels.

It was indeed like a “waterfall” in the sky.

The unstable weather continued.The title picture was taken a few days later, May 24.

There were further dramatic events in the middle of Germany with flooding. There was also a tremendous portion of hail in some places.
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